Samstag, 28. Januar 2017

Keukenhof: Jetzt den Frühling planen!



Fotos in diesem Beitrag: Dieter Walter
Zugegeben, ich hatte nie vorgehabt, den "Keukenhof" in Holland zu besuchen. Ich erinnere mich daran, dass früher vom Ruhrgebiet oft Kaffee- oder Butterfahrten nach Holland gingen, Busse vollgestopft mit Spießern und Rentnern, oft in Personalunion, und viele dieser Fahrten hatten als Hauptattraktion den "Keukenhof" zum Ziel. Ich hatte die Befürchtung, wenn ich so einen Ausflug mitmachte, mich zwischen all den Kaffeefahrern und -Fahrerinnen entsetzlich zu langweilen oder mich ständig fremdzuschämen (das Wort gab es damals noch nicht, und ich bin froh, dass wir es jetzt haben!). Entsprechend hatte ich Vorbehalte, als wir im letzten Frühjahr in Amsterdam waren - meine Frau wollte unbedingt die riesige Blumenschau sehen.
 Im Hotel Meininger am Bahnhof Sloterdijk, wo wir sehr verkehrsgünstig und preiswert wohnen, gab es verschiedene Pauschalangebote - man konnte z.B. mit einer "Tour" ab Hotel fahren oder mit dem Linienbus ab Flughafen Schiphol. Da wir dort aber verkehrsgünstig direkt zwischen Bahngleisen und Autobahnen wohnten, beschlossen wir, mit dem eigenen Auto zu fahren. Ein Glück!
Der Weg war gut ausgeschildert, die Parkplätze in der Umgebung von Lisse (der Gemeinde, in der der Park liegt) riesig groß und nicht so teuer wie befürchtet, und die Schlangen an der Kasse waren bei Weitem nicht so lang, wie die internationalen Pauschalfahrt-Anbieter es uns weiszumachen versucht hatten.
Die Musik ist weit zu hören, aber man muss nicht fürchten,
dass jemand mit der Schepperdose herumgeht
 Natürlich ist am Anfang ein Touristen-Empfang mit Wasserspielen, einer alten Drehorgel (wie man sie früher in Amsterdam überall sah und hörte) und Souvenir-Ständen, um die sich die Touristen drängeln. Ich war natürlich auch Tourist, was sonst, aber ich hatte keine Lust, mitzudrängeln, um mir magnetische Flaschenöffner oder Seehunde aus Vollgummi, Schlüsselanhänger oder Postkarten mit Tulpenfotos zu kaufen. Wir schoben uns in einen Seitenweg, befanden uns in einer hügeligen (wenn auch künstlichen) Landschaft und machten erst einmal auf einer Bank Picknick mit mitgebrachten Lunchpaketen, fotografierten die ersten Blütenpflanzen und ließen die Leute an uns vorüberziehen.

Geht man aber weiter in den Park, verteilen sich die vielen Menschen. Man kommt durch eine anmutige Kleinlandschaft mit Hügeln, vielen Bäumen, kleinen Senken und künstlichen Schluchten mit Wasserfällen und Hängebrücken. Die Vielfalt rührt daher, dass das Ganze eine Leistungsschau der Züchter ist - hier können Gärtnereien und Versandgeschäfte eine Auswahl zusammenstellen, Fotos für ihre Kataloge machen und ihre Bestellungen aufgeben - eine ganz normale Frühjahrsmesse also.
 Zusammen mit den weiten offenen Wiesenflächen und kleinen Seen könnte man das Ganze durchaus als „englische Parklandschaft“ bezeichnen. Erstaunlich ist, dass da nicht nur Tulpen und andere Zwiebelpflanzen zu bewundern waren, sondern auch allerhand Statuen, und ich erfuhr, dass der Keukenhof („Küchengarten“, denn der Park war früher der Kräutergarten für die Küche einer niederländischen Adligen) der größte Skulpturengarten der Niederlande ist. Es finden sich etliche Objekte, die in der Kunstszene aktuell sind – man muss allerdings ein Auge dafür haben. Es sind sicher auch Ausstellungsstücke der früheren Königin Beatrix dabei – sie ist ja nicht nur Hobby-Bildhauerin, sondern arbeitet durchaus professionell, besonders jetzt, da sie nicht mehr mit royalen Amtspflichten belastet ist.
In diesem Jahr (2017) steht die Skulpturenausstellung unter dem Thema „Niederländisches Design“ – ein Thema, das ich besonders interessant finde.

Dann gibt es die Pavillons, große, flache Ausstellungshäuser, die nach den Mitgliedern der königlichen Familie benannt sind und die spezielle Pflanzenshows beherbergen, welche besonderer Fürsorge bedürfen und nicht der Witterung ausgesetzt sein sollten. Dort gibt es jeweils auch Imbisse oder Restaurant und Toiletten, natürlich auch für Behinderte. Wir haben zum Beispiel den Beatrix-Paleis besucht, in dem es eine unglaublich vielfältige Orchideensammlung zu besichtigen gibt.

Für Kinder gibt es einige originelle Spielplätze, und man kann eine historische Windmühle anschauen, aber genau da konzentrieren sich die Besucher, und statt sich ins Gedränge zu schieben, sollte man sich aneinem der Stände frische Erdbeeren mit Sahne oder eine gezuckerte Waffel kaufen und sich dem allgemeinen Picknick anschließen, das auf den vielen freien Wiesen stattfindet. Der größte Spielplatz ist zentral gelegen, und es gibt daneben ein Gartenlokal und einen Streichelzoo.
 Alles in Allem hatten wir einen Tag, der uns allen Dreien Interessantes geboten hat. Die Menschenmassen waren nicht so schlimm wie befürchtet, und das Ganze war nicht so spießig, wie ich es mir immer vorgestellt habe. Die Blumen – in erster Linie Zwiebelgewächse wie Tulpen, Hyazinthen, Narzissen, Kaiserkronen – waren in großer Vielfalt und Farbenpracht zu sehen, und das Ganze stellte sich als großartiges Frühlingserlebnis heraus. Mein Vorurteil ist also beseitigt, und ich kann einen Besuch empfehlen. Schon jetzt für den nächsten Frühling planen!
Links (werden in dieser Woche nachgeliefert)
Hier noch ein paar Impressionen: